Basels neues Quartier: Das geschlossene Industrieareal öffnet sich

Das Gebäude von Ciba aus dem Jahr 1937 steht auf der Inventarliste der schützenswerten Bauwerke. © BASF
Das Gebäude von Ciba aus dem Jahr 1937 steht auf der Inventarliste der schützenswerten Bauwerke. © BASF

Es ist ein riesiges Projekt. 285’000 Quadratmeter oder 40 Fussballfelder umfasst das bis anhin geschlossene Industrieareal Klybeck. Hier soll ab 2023 ein lebendiges Quartier entstehen, in dem verschiedene Wohnformen, Arbeitsplätze, Grünanlagen, Schulen, Kindergärten und Beizen gemischt werden, wie Katrin Oser, Projektleiterin im baselstädtischen Planungsamt, erklärte.

Am Samstagvormittag öffnete sich das Areal erstmals im Rahmen einer geführten Tour für die interessierte Öffentlichkeit. In drei Stunden gab es an vier Stationen Informationen zu Entwicklungszielen, Geschichte, Denkmalschutz und der Tätigkeit von BASF und Novartis auf dem Gelände. Um die 100 Personen nahmen das Angebot der beiden Firmen und des Kantons wahr, sich einen Eindruck über Basels «grösstes Entwicklungsgebiet und grosse Chance» zu verschaffen, wie das Kantonsbaumeister Beat Aeberhard in seinem einleitenden Vortrag nannte.

Wegen Grösse mit dem Bus

Aufgrund der Grösse des Geländes erfolgte die informative Tour, an der um die 100 Personen teilnahmen, in Bussen. Am 12. September gibt es eine zweite Gelegenheit und am 24. September findet die erste Beteiligungsveranstaltung der Testplanung statt.

Möglich wird das Stadtentwicklungsprojekt, weil BASF, das 2009 Ciba Spezialitäten Chemie übernahm, sich vom Areal zurückzieht. «Wir wollen alles verkaufen», erklärte Ferenc Deme, Leiter der Immobilienabteilung von BASF.

Einige Gebäude, die der Firma gehören, seien bereits leer. Eine Zwischennutzung lehnte Deme ab: «Es gibt keinen Strom und auch das Abwasser funktioniert nicht mehr. Sie wieder zu aktivieren, würde enorme Kosten verursachen.» Oser verwies darauf, dass es sich beim Areal um eine geschlossene Industriezone handle, auf der noch produziert werde.

Vom Areal gehören 120’000 Quadratmeter BASF und 165’000 Quadratmeter Novartis. Im Unterschied zu BASF will Novartis Areale wie die beiden entlang dem Rhein behalten, wo sich auch das Hochhaus an der Dreirosenbrücke befindet. «Wir wollen das Areal aber öffnen und eines Tages wird es ein Teil der Stadt sein», sagte Novartis-Projektleiter Markus Oser. Dann wird jeder sehen können, dass um die beiden Gebäude aus den 70er-Jahren hinter dem Hochhaus eine Art grüne Lunge entstanden ist. Die Berner Architekten haben damals eine Idee des Novartis Campus auf der anderen Rheinseite vorweggenommen – dort gibt es für die Mitarbeiter viele Grünanlagen.

Im grossen Verwaltungsgebäude der BASF, das sich entlang der Klybeckstrasse gleich nach der Dreirosenstrasse in Richtung Kleinhüningen erstreckt, befand sich früher die Ciba Direktorenvilla, berichtete BASF-Standortleiterin Michèle Perregaux. Das Erdgeschoss ist sehr hoch und deshalb im Sommer angenehm kühl. Statt eines Ziegeldachs gibt es allerdings heute ein Flachdach.

Weniger lauschig als bei den Grünanlagen ging es in der eigentlichen Industriezone zu. Den Anfang der industriellen Entwicklung geht auf den Farbenproduzenten Alexander Clavel zurück, der seinen ursprünglichen Standort in der Rebgasse aufgrund eines Produktionsverbots 1863 verlassen musste.

Areal gilt als belastet

Auch da früher nicht alles versiegelt war und die Abwasserleitungen aus Ton leckten, gilt das Klybeckareal beim Kanton als belastet und muss überwacht werden, sagte der Umweltbeauftragte von BASF Livio Ullmann. Ein Standort gelte als sanierungsbedürftig.

Ob die Gebäude weiter genutzt werden können, müsse man genauestens untersuchen – insbesondere, wenn dort gewohnt werden solle, ergänzte Ulrich Weber, Novartis-Umweltbeauftragter. Je nach Ergebnissen könne dies dem Anliegen des Denkmalsschutzes, ein Gebäude zu erhalten, widersprechen.

Thomas Lutz, stellvertretender Leiter der Basler Denkmalverlage, verwies darauf, wie heterogen die verschiedenen Bauwerke auf dem Klybeckareal seien. Es gibt eine Inventarliste von schützenswerten Gebäuden, die allerdings nicht rechtsverbindlich sei. «Da geht es dann um eine Güterabwägung», erläuterte Lutz.

Zu sehen waren auf der Tour auch die Feuerwehr, die zentrale Post, die Energiezentrale und ein Rechenzentrum. Interessante Details: Die Mauerstrasse soll später bis zum Rhein verlängert und vom Novartis-Hochhaus eine Fussgängerbrücke zur Rheinuferpromenade führen.

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